27.08.2001 Todsburger Schacht

Am Montag, dem 27.08.2001, machte sich zwei Familien aus Illertissen auf den Weg um die Schwäbische Alb zu erkunden. Die beiden Ehepaare mit ihren 3 Kindern ließen sich von einem Buch anleiten „Mit Kindern unterwegs auf der Schwäbischen Alb“. In diesem Buch ist auch die Todsburger Höhle über Mühlhausen beschrieben. So holten sich die Leute gegen 11.00 Uhr in einem Gasthaus in Mühlhausen den Torschlüssel und wurden von der Wirtin darauf hingewiesen, daß sie die waagrecht zu begehende Höhle nicht mit dem senkrecht abfallenden Schacht verwechseln sollen.

Die Familien fuhren zu den Eselshöfen und wanderte am Albtrauf entlang. Dabei verpaßten sie nach wenigen Metern den Abstieg zur Todsburger Höhle und kamen nach mehreren hundert Metern an den engen und senkrechten Einstieg zum Todsburger Schacht. Dieser Schacht führt in mehreren Stufen teilweise senkrecht bis auf eine Tiefe von 70 Meter hinab. Drei Kletterer aus dem Raum Schwäbisch Hall waren zuvor in die Schachthöhle eingestiegen und hatten ihre Kletterseile eingehängt.

Die beiden Männer stiegen mit den drei Kindern (10-13 Jahre alt) gegen 12:30 Uhr an dem 10 mm dünnen Seil die ersten fünf Meter senkrecht hinab. Über die schräge Schutthalde gingen sie in die Eingangshalle. Anschließend folgten sie dem weiteren Kletterseil der anderen Gruppe. Über einen treppenartigen Absatz, mehrere bis zu drei Meter hohen senkrechten Stufen und sogar über einen kleinen Überhang gelangten die beiden Erwachsenen und die drei Kinder, sich lediglich mit bloßen Händen am Kletterseil haltend, bis in die so genannte Seeigelhalle.

Dort wurde ihnen bewußt, daß hier kein weiteres Fortkommen und kein anderer Ausgang war. So machten sie sich wieder an den Aufstieg am dünnen Seil. Bereits nach wenigen Metern, unterhalb des Überhanges, verließ sie die Kraft und der Mut. Die Kinder drückten sich in eine Nische, die Männer standen auf einem kleinen Absatz und verharrten so. Einem der Männer gelang bei größter Kraftanstrengung der gefährliche Aufstieg. Er konnte die Höhle verlassen, rannte zum Auto und mußte nach Mühlhausen zur Gaststätte fahren. Dort schilderte er die mißliche Lage, worauf die Wirtin die Polizei alarmierte. Von dort ging die Meldung zur DRK-Rettungsleitstelle Göppingen welche um 14:45 Uhr die Malteser Höhlenrettung und kurz darauf die Bergwacht Geislingen-Wiesensteig alarmierte. Unsere Kollegen der Höhlenrettung Baden-Württemberg e.V. wurden ebenfalls in Bereitschaft gesetzt.

Als der erste Höhlenretter 15:35 Uhr an dem Schachteinstieg eintraf konnte er aus der Beschreibung des Mannes der ausgestiegen war schließen, daß die anderen Familienmitglieder jetzt im hinteren Teil der Eingangshalle, hinter dem dortigen Absatz, etwa 30 Meter vom Eingang entfernt, festsaßen. Am eigenen Seil stieg der Helfer ab und in die Eingangshalle. Seine Rufe wurden zunächst nicht erwidert. Im hinteren Teil der Halle war die Gruppe nicht zu finden, so mußte er weitersuchen. Erst als er den nächsten Seilabstieg über den Treppenabsatz überwand hatte er Kontakt zu den wartenden, die etwa 20 Meter unter ihm auf dem kleinen Absatz festsaßen. Sie waren dort ungeschützt und der Gefahr von Steinschlag und Absturz ausgesetzt.

Inzwischen war die Bergwacht eingetroffen und ließen einen Helfer in die Eingangshalle ab, während der Höhlenretter sich am Seil bis zu den Hilfesuchenden hinabließ.

Bild Rettungsübung Schrägschacht (c)Malteser Höhlenrettung

Gegen 15:45 Uhr trafen auch die Höhlenretter ein, welche zum Teil über größere Strecken anfahren mußten. Sie brachten ihr in Uhingen (Kreis Göppingen) stationiertes Einsatzfahrzeug mit Rüstanhänger mit. Eine Retterin brachte Nahrung und Wärmeversorgung zu den Wartenden. So wurden sie mit Müsliriegel, Getränken und Wärmepacks versorgt.

Inzwischen waren die drei Kletterer aus den unteren Teilen der Höhle aufgestiegen und mußten, auf verschiedene Positionen gesetzt, die Bergung abwarten.

In das Rettungsdreieck eingebunden wurden die Kinder und zuletzt der Vater nacheinander aus der Höhle gezogen, wobei die Zugmannschaft der Bergwacht mit großer Anstrengung das Seil über mehrere Wände und um Ecken bis zum Höhleneingang zog. Dabei mußten die Kinder und der Mann mit Händen und Füßen sich an den glatten, nassen und kalten Wänden abstützen. Sie waren für diese Höhlenbefahrung nicht ausreichend ausgerüstet, lediglich mit Fahrradhelm und Taschenlampe, Turnschuhen und dünner Bekleidung.

Gegen 17.30 Uhr waren alle Familienmitglieder wieder an der wärmenden Sonne vereint.

Insgesamt waren 13 Malteser Höhlenretter und 11 Mitglieder der Bergwacht Geislingen und Wiesensteig, allesamt ehrenamtliche Helfer, im Einsatz. Von der Höhlenrettung Baden-Württemberg e.V. standen 10 Retter in Bereitschaft, vielen Dank dafür.

Info:

Der Todsburger Schacht bleibt auf Anordnung des Mühlhausener Bürgermeisters bis auf weiteres verschlossen. Es wird eine Lösung ähnlich der an der Todsburger Höhle angestrebt, d.h. Schlüsselausleihe und Hinterlegung der Personalien.