Malteser Höhlenrettung taucht ab
Die Malteser Höhlenrettung taucht ab. Das ist durchaus wörtlich gemeint, denn am vergangenen Samstag (22.09.2018) stand ein Tauchgang und nachfolgende „Befahrung“ des Hausener Bröllers (Hausen a. d. Lauchert) auf dem Ausbildungsplan der Malteser.
Der Hausener Bröller ist eine der typischen Wasserhöhlen auf der Schwäbischen Alb, die gleich am Eingang einen Siphon aufweisen, so dass „normale“ Höhlenforscher draußen bleiben müssen. Die Siphonkombination am Eingang des Hausener Bröllers ist mit ca. 30m Länge nur mit Atemgerät überwindbar. Für die Höhlenretter darf das aber kein Hindernis sein, denn viele Höhlen setzen sich danach im Trockenen fort, so dass auch dort Hilfe geleistet werden muss, wenn bei der Erforschung mal was schiefgeht.
Mittlerweile ist der Bröller 1500m lang, wobei die ersten 500m überwiegend lufterfüllte Gänge sind. Nur einmal wurde noch ohne Atemgerät ein ca. 2-3m langer Siphon durchtaucht. Ohne Atemgerät deshalb, weil die Gänge relativ kleinräumig sind und man sich oft nur auf allen Vieren oder gebückt vorwärtsbewegen kann, das „Befahren“ wie es Höhlenforscher und Bergmänner nennen. Deshalb wurde das Blei und die Pressluftflaschen mit Atemregler nach der Siphonkombination zurückgelassen. Alles in allem also ca. 20 kg Tauchausrüstung, die pro Person notwendig waren um überhaupt erst mal in die Höhle zu gelangen. Und höchsten Respekt vor denen, die die Ausrüstung noch hunderte Meter weit bis zum 4. und 5. Siphon schleppen um dort mit dem Tauchen erst richtig anzufangen. Allerdings „weiß man wofür sich das lohnt“ sagt Hannes Köble, der die Höhlentauchübung leitet. „Da hinten, das ist einer der schönsten und spektakulärsten Siphone auf der Alb“ meint er und die restlichen Teilnehmer glauben ihm das aufs Wort, denn mittlerweile sitzen sie am Eingang dieses Siphons und einer nach dem anderen streckt mal den Kopf hinein.
Aber jetzt geht’s wieder raus, das Ziel dieser Ausbildung ist erreicht: „Ortskunde und das Gefühl einen engen Siphon bei Null-Sicht zu durchtauchen“. Das hatte er als Übungsziel ausgegeben. Null-Sicht? Ja, das ist beim Höhlentauchen normal. Nur der erste sieht was, da ist das Wasser noch klar, der Zweite muss schon Glück haben, dass er die Hand vor Augen noch sieht, bzw. die gespannte Leine, denn das ist der einzige Wegweiser rein und vor allem raus – und den gibt man NIEMALS aus der Hand! Außer immer starke Nerven zu bewahren ist dies die allerwichtigste Überlebensweisheit beim Höhlentauchen! Durch den aufgewirbelten Schlamm sieht keiner mehr was. „Ein absoluter Blindflug“, Für die meisten Menschen eine Horrorvorstellung bei „Null-Sicht“ und unter Wasser (acht Grad kalt) sich in einem engen Höhlengang mit der Ausrüstung zu verkeilen oder an Felsnasen hängen zu bleiben. Das ist aber absolut üblich und normal bei so einem Tauchgang und das trainieren die Malteser. Die sind mittlerweile durchaus routiniert bestätigt Köble der den Teamkameraden ein Kompliment ausspricht: „selbst als letzter hatte ich noch ein klein wenig Sicht, das gibt’s nicht oft“ – Wohlwollend nimmt die Gruppe das Lob an. Trotz aller Routine sind alle froh, dass es heute nur eine Übung war.
Jens Hornung